Steinbergruine

Historische Stätte

Sauerland-Waldroute / Neusta POIs / Steinbergruine

Vom Steinberg in Ostwig sollten die Abgase aus der Erzverhüttung hoch über den Bewohnern abgeführt werden. Aber bevor der Kamin zum Einsatz kam, zerplatzte der Ramsbecker Bergbau-Boom. Heute bietet eine Aussichtsplattform auf der Steinbergruine einen herrlichen Rundblick.





Steinbergruine

Adresse

Steinbergruine

Auf dem Steinberg

59909 Bestwig

Telefon: 02904-712810

info@hennesee-sauerland.de

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Bei diesem Rauchgaskamin handelt es sich um einen aus Bruchstein errichteten, leicht konisch zulaufenden Kamin mit einer quadratischen Grundfläche von rund 5 auf 5 Metern und einer Mauerstärke von 1,5 Metern. Ein kräftiges, umlaufendes Gurtgesims markiert den Übergang vom Sockel zum aufgehenden Schaft. Die heutige Höhe des Kamins beträgt rund 9 Meter. Öffnungen unter Rundbögen, zwei kleine und eine große, dienten dem Zugang.

Dieser Kamin markiert ein wichtiges technik-, wirtschafts- und ortsgeschichtliches Zeitfenster in der Geschichte der Gemeinde Bestwig und des Ramsbecker Bergbaureviers der Zeit zwischen 1854 und 1860. Die in dem rund 140 km² großen Ramsbecker Revier - erstmals urkundlich im Jahr 1518 erwähnt - anstehenden Erze wurden zu Blei, Zink und Silber verhüttet. Die damalige Bedeutung dieses Reviers für das kurkölnische Erzbistum, den Grundherrn, führte 1559 zur Verleihung der Bergfreiheit an Ramsbeck. Damit verbunden waren unter anderem die Befreiung von Abgaben und die Nutzung der Wasserkräfte.

In den folgenden Jahrzehnten erfuhr das Ramsbecker Revier ein wirtschaftliches Auf und Ab, welches aber 1815 durch den Zusammenschluss von Bergbaubetrieben zu der Ramsbecker Gewerkschaft in ein ruhigeres Fahrwasser geführt werden konnte. Eine wirtschaftliche Boomphase, ein wahrer Entwicklungsrausch, setzte ein mit der Übernahme der Ramsbecker Gruben durch die Stolberger Gesellschaft im Jahr 1854. Deren Generaldirektor Henry Marquis de Sassenay verfolgte das Ziel, in Ramsbeck das größte Industriezentrum Europas zu entwickeln. Er strebte an, jährlich 15.000 Tonnen Blei und 22.000 Tonnen Zink zu produzieren.

Um die bestehenden Bergbaubetriebe entsprechend auszubauen, wurden unter anderem aus dem Harz rund 1000 Bergleute angeworben und in Neugründungen wie Neu-Andreasberg angesiedelt. Des Weiteren wurden Pochwerke zur Aufbereitung der Erze und weitere Anlagen sowie zwei Hütten für die geplante Verarbeitung von 30.000 Tonnen Bleierz gebaut.

Eine dieser Schmelzhütten entstand in Ramsbeck, die andere in Ostwig, die Friedrich-Wilhelm-Hütte. Allein in den letzteren Standort wurden damals rund 1 Millionen Taler investiert.

Beide Hütten lagen in Tälern. Daher mussten deren im Schmelzprozess entstehende hochgiftige und deshalb toxisch wirkende Abgase und Stäube oberhalb der Bergkämme in höhere Luftschichten abgeführt werden, damit die Umweltbelastung in den Auenbereichen verringert wurde. Gelöst wurde diese Aufgabe, indem von beiden Hütten aus jeweils zweizügige Abgasführungen, die sogenannten Füchse, den Hang aufwärts errichtet wurden und in einer gewissen Höhe über dem Tal in Kamine mündeten. Durch den natürlichen Zug in dem System konnten die Abgase dann in die oberen Luftschichten abgeführt werden.

Den damaligen Technikern standen für eine kostengünstige Lösung dieser Aufgaben nur wenige Mittel zur Verfügung, allem voran der örtlich anstehende Bruchstein und Kalkmörtel. Daraus erklärt sich, dass die in den Boden eingetieften und mit quadratischen Querschnitten ausgeführten Füchse aus Bruchsteinen mit Bruchsteindeckplatten hergestellt worden sind. Zweizügig sind die Füchse deshalb, um im laufenden Betrieb einen Fuchs stilllegen und die abgelagerten Stäube entfernen zu können.

Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland können heute nur noch drei weitere Anlagen dieser Funktion im Bestand nachgewiesen werden. Eine von ihnen steht in Sachsen, eine Doppelanlage in Rheinland-Pfalz und die dritte in dem Nachbarort Ramsbeck.

Da die Ergiebigkeit des Erzvorkommens in dem Ramsbecker Revier jedoch maßlos überschätzt worden war, brach das Unternehmen am 29. März 1855 wie ein Kartenhaus zusammen und der Generaldirektor hinterließ einen Schuldenberg von über 3.500.000 Talern. In Folge dieses Zusammenbruchs wurde der Weiterbau der Friedrich-Wilhelm-Hütte mit dem Weiterbau des Rauchgaskamins eingestellt und die Hütte selber später abgerissen. Als letztes Rudiment erinnert heute nur noch der Rauchgaskamin mit seinem Fuchs auf dem Kamm des Steinbergs an diese Boomphase; der folgende wirtschaftliche Kollaps stürzte aber auch viele Arbeiter und Bergleute dieses Reviers in das soziale Elend und löste eine unvorstellbare Auswanderungswelle aus.

Im Jahr 1974 führte die Gemeinde Bestwig eine Instandsetzung des Kamins auf dem Steinberg durch, um diesen Zeitzeugen zu erhalten. Im Jahr 2009 erfolgte dann eine weitere umfassende Instandsetzung durch die Gemeinde, weil zwischenzeitlich die Witterung eine erhebliche Schädigung des Bruchsteinmauerwerkes und des Fugennetzes ausgelöst hatte. Die Finanzierung dieser Instandsetzung erfolgte mit Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln.

Um diesen Rauchgaskamin nicht nur als Zeitzeugen zu erhalten, sondern ihm auch eine weitere Funktion zu geben, wurde im Inneren eine stählerne Wendeltreppe eingestellt, um Besuchern den Blick über das Elpetal und den Ort Ostwig zu ermöglichen. Für diese Nutzung und deren Finanzierung setzten sich die Ostwiger Vereine ein, die mit Mitteln der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege in Düsseldorf unterstützt wurden. (Dipl.-Ing. Christian Hoebel)

 

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Preise

Freier Eintritt: 0 €

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